Samstag, 25. November 2017

Albstrommühle vor dem Aus? BNN v. 25.11.17

Von unserem Redaktionsmitglied Rupert Hustede
Strom aus Wasserkraft oder Fisch im Fluss? Tatsächlich scheinen in der für Ökologen eigentlich widersinnigen Alternative die Dinge unvereinbar zu sein. Im lange gärenden Streit um den Mühlenbetrieb hat sich die Fischlobby durchgesetzt. Bleibt nur noch die Doppelfrage: Investieren die Stadtwerke geschätzte 200 000 Euro in den Fischschutz an der Alb oder stellen sie die Quelle regenerativer Energie ab?
Es dreht sich die Turbine der Appenmühle an der beim jüngsten Starkregen rauschenden Alb nicht mehr. Schon geht das Gerücht um, dass die Stadtwerke das Wasserkraftwerk in Daxlanden für alle Zeiten abgestellt haben. Demnach sei der kommunale Stromversorger im Streit mit den Fischern und der Wasserschutzbehörde unterlegen. Dabei geht es um die Frage: Können Lachs & Co das Daxlander Kraftwerk nicht umschwimmen und werden die Fische deshalb beim Durchschwimmen der Turbine geschreddert? Auch ein Jahr nachdem die BNN diesen Konflikt öffentlich machten, ist die Streitfrage trotz neuer Entwicklung noch immer nicht klipp und klar beantwortet. Dabei liegt seit einem Jahr die von einem schwedischen Experten ausgewertete Fischzählung an der elektronischen Schranke des Thomaswehrs vor.
Für den Anglerverein Karlsruhe ist der Fall zugunsten der Fische geklärt: „Die Appenmühle generiert aktuell nach einem Verfahren keinen Strom mehr“, erklärt Sandra Klingert, Pressesprecherin des Vereins. „Die Stadtwerke wurden verpflichtet, die Appenmühle baulich zu verändern“, betont sie. „Aktuell findet eine Prüfung statt, ob sich der Umbau lohnt“, sagt Klingert.
Die Stadtwerke dementieren auf BNN-Anfrage lediglich, dass sie bereits die Mühle wegen des Bescheids abgestellt haben. Nichts sei entschieden, die Turbine der Wassermühle sei nur „ganz normal“ wegen des herbstlichen Laubfalls gestoppt. Eine verklumpte Blättermasse solle die Turbine nicht lahmlegen, da schalte man lieber selbst das Kraftwerk zur Herbstpause ab. 40 Haushalte müssen nun aus anderen Stromquellen versorgt werden. Im Prinzip könnten die Stadtwerke bei nachlassendem Laubfall ihre Albstrommühle wieder laufen lassen, betont ihr Pressesprecher Markus Schneider. Ob dies aber wirklich geschieht, kann sich schon Anfang Dezember zeigen.
Bis Ende November soll laut Schneider ein Gutachten vorliegen, das den baulichen Aufwand und die Kosten der von der bei der Stadt Karlsruhe angesiedelten Unteren Fischereibehörde inzwischen per Bescheid geforderten Nachrüstung für die Fischtauglichkeit des kleinen Wasserkraftwerks ermittelt. Den Bescheid haben die Stadtwerke im Oktober erhalten. Danach habe man sich zum Einholen der Studie verpflichtet, berichtet Schneider.
Die Stadtwerke müssen auf Basis des externen Gutachtens dann entscheiden, ob sie den Aufwand betreiben wollen. Scheuen sie ihn, dann wird es keinen Mühlenbetrieb an der Karlsruher Alb mehr geben. Weil bislang laut Schneider keine konkrete behördliche Anordnung zum Abstellen der Appenmühle vorliegt, könnten die Stadtwerke vor Eintreffen des Gutachtens die Turbine wieder anwerfen. Praktisch aber werde dies nicht geschehen, versichert Schneider.
Klar scheint immerhin jetzt zu sein: Die Stadtwerke dürfen die Mühle ohne fischfreundliche Veränderungen zumindest langfristig nicht mehr betreiben. Entscheiden sie sich für die kostspieligen Nachbesserungen am Rechen vor der Turbine in der Appenmühle beziehungsweise für eine Verringerung der Stufenhöhe in der Fischtreppe am Thomaswehr, dann muss die nachhaltige Stromproduktion per Wasserkraft nicht eingestellt werden - möglicherweise auch nicht, bis die zugesagten Veränderungen greifen.

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